Sehr geehrte(r)
Herr/Frau
der Gemeinderat
von Reichstädt sucht ein Domizil für den Jugend-
club. Das erste
Mal haben wir durch einen Artikel in der Sächsi-
schen Zeitung
vom 3. Mai 1994 erfahren, daß dafür ein Raum im
ehemaligen LTA-Gebäude
genutzt werden soll. Am 4. März 1995 fand
ein Gespräch
vor Ort mit dem Bürgermeister, den Abgeordneten
Dr. Hurlbeck und
Uwe Göhler, einem der Leiter des Dippol-
diswalder Jugendclubs,
zwei Jugendlichen und den Anwohnern statt.
Dort haben wir
unsere Bedenken, Einwände und Ablehnungen gegen
den Jugendclub
an diesem Standort zum Ausdruck gebracht. Diese
fanden leider
kaum Gehör, deshalb wenden wir uns vertrauensvoll
an Sie. Wir möchten
Ihnen deutlich machen, daß wir nichts gegen
einen gut geführten
Jugendclub, beim dem es nicht nur "Rauchen,
Skat spielen (Karten
klitschen), Fernsehen und Bier trinken"
(Antwort der Jugendlichen
auf die Frage, wie die Clubarbeit aus-
sehen soll) gibt,
einzuwenden haben. Der Ausgesuchte Standort
mitten im Wohngebiet
ist unsere Meinung nach nicht geeignet für
den Jugendclub.
Das Gebäude,
in das der Jugendclub einziehen soll, steht mitten
in einem dicht
besiedelten Wohngebiet und nicht einmal 10 Meter
entfernt zu den
ersten Häusern. Unser Wohngebiet ist ein sehr
ruhiges, verkehrsgünstig
gelegenes, denn es liegt nicht an der
Hauptstraße
bzw. an einer Durchfahrtsstraße. Bisher konnten wir
uns am Tag, Abends
nach anstrengender Arbeit sowie am Wochenende
bestens Entspannen.
Unsere 24 Kinder im Alter zwischen 1 und 14
Jahren spielen
alle gern in kleineren Gruppen miteinander. Wir
müssen sie
dabei auch nicht am Gängelband halten, denn es fahren
kaum Autos durch
unser Wohngebiet und wenn, dann langsam und mit
Rücksicht
auf die Kinder. Die Mädchen fahren gern ihre Puppen
auf der Straße
im Wohngebiet spazieren. Die Jungen haben sich
kleine Rennautos
gebaut, mit denen es sich gut fahren läßt.
Auch die Fahrräder
nutzen die Kinder gern, um durch unser Wohngebiet
zu radeln. Soll
das jetzt alles vorbei sein?
Wir fragen uns,
war aus unserer ruhiges Gegend wird.
Bedenken bestehen
hinsichtlich:
1. Lärmbelästigung
bei
An- und Abfahrt durch Mopeds und Autos meist ältern Typs
und
durch laute Musik
Wer
achtet auf die Ruhestörung nach 22 Uhr?
Der
Erholungseffekt von sehr anstregender und streßiger Ar-
beit
der Erwachsenen und dem Schulalltag wird gleich Null sein.
2. Raserei
der
Jugendlichen mit Autos und Mopeds
Dadurch
sind besonders unsere vielen spielenden Kinder in
höchster
Gefahr. Außerdem werden unsere mit viel Liebe und
Zeit
gepflegten Häuser und Gärten durch die ständige Staubauf-
wirbelung
verschmutzt. Unsere saubere und ruhige Wohngegend
wird
dann durch die Abgase und den Lärm der Fahrzeuge ständig
belastet.
3. Umweltverschmutzung
durch
Nichtbenutzung der Toiletten im Gebäude, Herumliegen
von
Papier, Zigarettenstummeln, Dosen und Flaschen
4. Gefährdung
unserer Grunstücke
z.B.
durch Vandalismus nach dem Genuß von zu viel Alkohol,
Herausreißen
von Pflanzen, Abreißen von Zaunslatten u.ä.
desweiteren
Einbruch in unsere Häuser z.B. Diebstahl von
Autos
5. Überall
parkende Autos
denn
der große Platz vor dem Gebäude ist ein Privatgrundstück
von
Frau Gerda Steinigen und steht nicht zum Parken zur Ver-
fügung
6. Belästigung
und Beleidigung
insbesondere
der älteren Anwohner, die sich dann kaum noch
aus
dem Haus trauen
Frau
Steinigen, eine der älteren Anwohner fällt in Angstzu-
stände
bei dem Gedanken an den Jugendclub, da sich ihre Haus-
tür
nur wenige Schritte entfernt befindet.
Wer garantiert
uns Anwohnern, daß wir weiterhin die Ruhe und
Entspannung zu
Hause genießen können, daß unsere Kinder auch
weiterhin Nachts
schlafen können, und daß sie am Tag spielen
können, ohne
überfahren zu werden?
Wir möchten
dem Gemeinderat eine Alternative vorschlagen:
Auf dem Sportplatz
steht, von der Straße aus betrachtet, in der
hinteren linken
Ecke ein kleines Gebäude. Wir haben festgestellt,
daß es gegenwärtig
ungenutzt ist. Die Raumgröße entspricht etwa
der des Raumes
an der Obercarsdorfer Straße.
Die Jugendlichen
könnten sich selbst am Umbau beteiligen, dadurch
entsteht Achtung
vor selbstgeschaffenen Werten.
Reichstädt
ist seit vielen Jahren auch außerhalb der eigenen
Grenzen dafür
bekannt, daß unter Mithilfe der Einwohner viel
Schönes geschaffen
wurden ist. Warum sollte das nicht auch mit
dem Jugendclub
möglich sein? Die Einwohner könnten auf vielfältige
Weise mithelfen:
-
Abgabe von Restposten an Baumaterial ( Holz, Fliesen, Tapete
u.s.w. )
-
Mithilfe beim Renovieren
-
Geldspenden
-
Abgabe von nicht mehr benötigten Einrichtungsgegeständen
( Möbel, Kühlschrank u.s.w. )
Bei der Nutzung
dieses Gebäudes würde kein Einwohner von Reich-
städt sich
belästigt fühlen und die Jugendlichen könnten dort
zusammensitzen,
so lange sie möchten. Bei Beschädigung und Verun-
reinigung am Gebäude
des Sportplatz oder -platzes müssen die
Verantwortlichen
des Jugendclubs haften.
Wir möchten
auch mit aller Deutlichkeit zum Ausdruck bringen,
das wir gegen
die Nutzung des Raumes im ehemaligen LTA-Gebäude
durch die verschiedenen
Vereine des Ortes nichts einzuwenden
haben.
Wir bitten Sie
den Vorschlag zur Unterbringung des Jugendclubs
in dem Gebäude
an der Obercarsdorfer Straße gründlich zu überden-
ken.
Bitte versetzen
Sie sich in unsere Lage, vielleicht könnten Sie
dann unsere Einwände,
unsere Bedenken und unsere Ablehnung ver-
stehen.
Wir hoffen, daß
auch Sie zu der Ansicht gelangen, daß ein Jugend-
club nicht mitten
in einem Wohngebiet eingerichtet werden kann.
Hochachtungsvoll
Die Anwohner des Gebäudes
an der Obercarsdorfer
Straße
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